Bergkieferharz

Geruch und Geschmack: harzig und terpentinartig.

Blütezeit: Mai, Zeit der Samenreife im Oktober des zweiten Jahres.

Standort: Die Waldkiefer ist in ganz Europa weit verbreitet und wächst in Tiefland- und Mittelgebirgsregionen bis hin zu Hochgebirgsgebieten.

Heilende Pflanzenteile und Heilwirkung: wie bei der Fichte (Nr. 103), nur dass die Heilwirkung einzelner Pflanzenteile etwas stärker ist. Kiefern gelten seit langem als Heilpflanzen. Kiefern aus dem Himalaya waren bereits vor 5000 Jahren für ihre heilenden Eigenschaften in der Volksmedizin des Fernen Ostens bekannt. In China wurde die Kiefer wie heute „sung“ genannt und die Kiefernnadeln wurden zum Räuchern der Räume verwendet, in denen jemand starb. Nach alter chinesischer Auffassung zieht der feine Duft von Kiefernharz den Geist des Verstorbenen in sein Haus, so dass er mit den Hinterbliebenen verbleibt. Viele Heilsalben wurden aus Kiefernharz, das mit Kräutern gemischt wurde, hergestellt. Aus grünen kleinen Zapfen wird blutreinigender Tee durch leichtes Aufkochen zubereitet, und auch hier wurde eine tausendjährige Interpretation voller Poesie angewandt: „Blut muss riechen (d.h. es muss rein sein), um den Geist zu erwecken.“

Heil- und Wirkstoffe: Ätherisches Öl ist wie bei allen Nadelbäumen der wertvollste Arzneistoff, der aus Wald- und insbesondere Bergkiefer in den reichlichsten Mengen gewonnen werden kann. Das Kiefernöl enthält Phellandrene, Cadinene und Pinen. In Nadeln sind erhebliche Mengen an Vitamin C nachgewiesen worden. Die Menge an Vitamin C hängt stark von der Kiefernsorte, ihrem Standort, dem Alter, der Jahreszeit, in der Nadeln gesammelt werden, und dem Zerkleinerungsgrad der Nadeln ab. Nadeln, die im Frühjahr (April) gesammelt werden, haben einen sehr hohen Prozent an Vitamin C. Nadeln, die kurz vor der Teezubereitung geschnitten werden, haben bis zu 60 Prozent und, wenn kleiner geschnitten, bis zu 80 Prozent mehr Vitamin als nicht zerkleinerte Nadeln.

Kiefernnadeln sollten, wie alle Nadelbaumnadeln, vorzugsweise unmittelbar nach der Ernte verwendet werden, da beim Trocknen meist Vitamin C verloren geht und die Nadeln, die länger als ein Jahr gelagert werden, völlig wertlos sind.

Rezepte aus der Volksmedizin: junge Kieferntriebe sollten Anfang Frühjahr gepflückt werden. Daraus wird Aufguss im Verhältnis von 1 Teil Nadeln zu 10 Teilen Wasser zubereitet, der entweder als mit Honig versüßter Tee bei obsoletem Atemwegskatarrh, Heiserkeit, Husten, leichter Bronchitis oder zur Inhalation verwendet wird.

Rezept für den sog. Waldsirup: 2 kg frische Kiefernsprossen werden in 9 Liter Wasser aufgekocht und 2 Tage abgedeckt stehen gelassen. Die gewonnene Masse wird dann durch ein Tuch filtriert und abgequetscht. Anschließend wird die Flüssigkeit unter Zugabe von 1 kg Zucker und 0,5 kg Honig leicht aufgekocht und noch warm in Gläser (keine Flaschen) gefüllt, die mit doppeltem Pergamentpapier oder Zellophan dicht verschlossen werden. Es sollte darauf geachtet werden, junge Triebe nur bei sonnigem Wetter zu sammeln. Mit dem echten Extrakt aus Kiefernnadeln werden die betroffenen Hautpartien mit Flechten eingerieben und der Extrakt auf der Haut trocknen gelassen. Erst am zweiten Tag wird die glasurartige Schicht abgewaschen. Patienten mit Rheuma und Gicht sollten sich im Frühjahr für einige Tage folgender Kur unterziehen: täglich wird 30 g frische Kieferntriebe gesammelt und mit 1 Liter heißer Milch gedämpft. Nach 1 Stunde abseihen und diese Menge schluckweise über den Tag trinken. Bei Krämpfen, die durch Gallensteine verursacht werden, wird 5 g frisches, gerade ausgelaufenes Kiefernharz in 20 g Äther aufgelöst und einmal täglich 5 bis 10 Tropfen auf einem Zuckerwürfel eingenommen.

Hinweis: Weitere Kiefernarten wie

1) Pinus nigra Arnold — Schwarzkiefer
2) Pinus austriaca Hoess. — (Synonyme: Pinus laricio Poir. var. austriaca Host — Pinus nigricans Host) — Kiefer, Schwarzföhre, Schwarzkiefer — wird wie Waldkiefer angewendet.

b) PINUS MONTANA MILL. — Bergkiefer

Synonyme: Pinus mughus Scop. — Pinus pumilio Haen. — Pinus uncinata Ram.

Volkstümliche Bezeichnungen: Latsche – Latschenkiefer – Bergföhre – Legföhre – Legkiefer – Zunter – Krummholzkiefer – Krüppelkiefer

Beschreibung der Pflanze: Die Bergkiefer wächst im breiten europäischen Gebirgsgürtel, meist im oberen Waldgürtel. Diese Kiefer hat selten die Form eines Baumes. Sie wächst meist unregelmäßig verzweigt und dicht an der Oberfläche.

Das Bergkieferöl ist als Inhalationsmittel bei allen entzündlichen Erkrankungen der Atemwege sowie bei Lungenerkrankungen besonders wirksam. Wenn ein Kleinkind an Rachitis leidet und Schwierigkeiten beim Gehen hat, werden täglich 2-3 Monate lang Kurbäder aus Bergkiefernadeln gerichtet, in denen das Kind etwa 15 Minuten lang badet.

Vorbereitung von Bädern: 4-5 Handvoll geschnittene trockene Nadeln in 5 Liter heißes, aber nicht kochendes Wasser geben. Die Nadelbrühe etwa eine halbe Stunde auf heißen Herd stehen lassen. Die Brühe darf nicht kochen, muss jedoch möglichst warmgehalten werden. Danach wird die Brühe geseiht und in das Bad gegeben.

Dieses Bad ist auch für Erwachsene hilfreich, die nach einer langen Krankheit geschwächt sind. Personen, die zu Gicht oder Rheuma neigen, sollten diese Bäder besonders häufig nutzen. Bei der Zurichtung eines Bades für Erwachsene wird die doppelte Anzahl an Nadeln genommen, da mehr Badewasser benötigt wird.

Pei Patienten mit Lungen- oder Bronchialkatarrh sollte zur Verbesserung und Desinfektion der Raumluft Schwarzkieferessenz aufgesprüht werden, da sie das Aushusten fördert und die Atmung erleichtert.

Das Schwarzkieferöl und das Öl ihrer Unterarten (Oleum Pini pumilionis) ist am besten nur in Apotheken zu kaufen.

Hinweis:

PINUS CEMBRA L.

Volkstümliche Bezeichnungen: Cemprin — Glattkiefer — Arbe — Arve — Pinie — Zirbe – Zirbel – Bergkiefer.
Von dieser Kiefer werden in der Volksmedizin gegen Lungenkrankheiten die sog. Pinienkerne bzw. sehr fetthaltige und nahrhafte Samen, die in Tannenzapfen vorkommen und köstlich schmecken, verwendet. Vier Teile der Pinienkerne werden fein geschnitten, mit 3 Teilen Klettenwurzel (Nr. 19) vermischt und mit kochender Ziegenmilch gedämpft. Tagsüber werden 1 – 2 Mahlzeiten eingenommen.

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